Begriffe rund ums Slacklinen

Slacklinen ist das Balancieren auf einem dehnbaren Kunstfaserband, das zwischen zwei Punkten fixiert ist. Der Begriff Slackline kommt aus dem Englischen und kann mit "lockeres Band" übersetzt werden. Grundsätzlich wird der Begriff Slacklinen wiederum in zwei Bereiche untergliedert: LOWLINEN und HIGHLINEN. Unterscheidungskriterium ist hierbei die Höhe, in der die Slackline angebracht wird.

Lowlinen

Mit der Slackline auf Absprunghöhe

Eine LOWLINE ist eine Slackline, die in Absprunghöhe befestigt wird, und damit das, was man im allgemeinen Sprachgebrauch gewöhnlich unter einer Slackline versteht. Jede fixierte Slackline ist anders. Der individuelle Charakter einer Slackline resultiert aus den sogenannten Line-Parametern: Höhe (bei Lowlines nicht über Absprunghöhe), Länge, Bandmaterial (Dehnungsverhalten, Masse etc.), Vorspannung und Spannsystem (Masse in der Line etc.).
Wie die Übersetzung von Slackline mit „lockeres Band“ schon nahe legt, ist die Lockerheit, der gewisse Durchhang des Bandes (der „slack“) die Essenz beim Slacklinen. Slacklines werden in der Regel mit einer mittleren Spannung (d.h. mit ca. 50-200daN) fixiert. Wichtig ist dabei nur, dass die Mitte der Line beim Balancieren den Boden nicht berührt. Eine Slackline härter zu spannen, bedeutet nicht, dass das Balancieren leichter wird – denn dadurch wird v.a. auf kurzen Distanzen die Amplitude verringert und gleichzeitig die Frequenz erhöht. Das führt oft zum unkontrollierten Zittern des Beines.

Immer locker bleiben - auf der Freestyleline/Rodeoline
  • FREESTYLELINES (AUCH "RODEOLINES") werden ohnen Vorspannung locker zwischen zwei Fixpunkten aufgehängt - es wird dabei also kein Spannsystem verwendet. Durch den extremen Durchhang schwingt die Line scheinbar unkontrollierbar, ähnlich dem Schlappseil aus der Artistik. Die Schwierigkeit besteht darin, den Körperschwerpunkt über der Line zu halten. Der Ausgleichsvorgang findet im Gegensatz zu "normalen" Slacklines (diese erfordern Einsatz von Fuß-, Hüft- und Schulterebene gleichermaßen) fast ausschließlich auf der untersten Ebene (Fuß und Line) statt.
Spektakulär - Jumplinen
  • In die entgegengesetzte extreme Richtung geht die SPRUNGLINE/ JUMPLINE: Dafür bedarf es einer härteren Vorspannung (> 200 daN). So wird zum einen der Durchhang minimiert und zum anderen das Bandmaterial vorgedehnt, wodurch ein maximaler „Trampolineffekt“ erzielt werden kann.Durch die harte Vorspannung ändert sich das Schwingverhalten der Line extrem - die Amplitude verringert sich und die Frequenz wird erhöht. Daher empfindet der Slackliner solch hart vorgespannten Lines als ungewohnt - der „Slack“ geht verloren folglich muss die Ausgleichsbewegung beim Balancieren auf der mittleren und oberen Ebene (Hüfte und Schulter) stattfinden. Für Moves abseits des Springens (z.B. Surfen) sind solche Lines weniger bis gar nicht geeignet. Zum Springen sind nicht alle Bänder gleichermaßen empfehlenswert: Bänder mit starker bis mittlerer Dehnung haben sich hierfür bewährt.
    HINWEIS: Bei großen Vorspannungen bitte immer die Bruchlastwerte des Bandes berücksichtigen!
Herausforderung für Konzentration und Fitness - Longlinen
  • LONGLINES sind Slacklines, die über größere Distanzen gespannt werden. Ab welcher Länge man bei einer Slakcline von einer Longline spricht, ist nicht festgelegt. Wir verwenden den Begriff ab einer Länge von 25m. Bei solch langen Lines muss ebenfalls mit härteren Vorspannungen (> 200kg) gearbeitet werden, um den dabei auftretenden Durchhang zu limitieren. Dennoch kann es ab gewissen Längen notwendig sein, die Line an den Fixpunkten höher anzuschlagen, um in der Mitte nicht den Boden zu berühren und die Vorspannunsgwerte nicht ins Unendliche steigen zu lassen (s. Hinweis Sprunglines). Die Herausforderung von Longlines liegt im stark variierenden Schwingverhalten der Line, je nachdem an welcher Stelle man sich gerade befindet (in der Nähe des Fixpunktes schwingt die Line kurz und hart, in der MItte hat sie eine größere Amplitude und schwingt somit langsamer und weiter), aber auch im Aufrechthalten der Konzentration, Fokus und Motivation, Bei größeren Längen erhält außerdem die körperliche Ausdauer mehr Gewicht.
Im Sommer ein Genuss - Waterlinen
  • Eine interessante Spielart des Slacklinens sind sogenannte WATERLINES: Wie der Name schon sagt wird dabei eine Slackline über Wasser gespannt. Die Schwierigkeit liegt ähnlich wie beim Highlinen in der visuellen Orientierung im Raum. Anders als bei Gras oder Sand spiegelt oder/und bewegt sich die Oberfläche von Gewässern. Der verfälschte visuelle Eindruck und die damit verbundene Fehlinformation über die eigene Position im Raum erschweren das Gleichgewichthalten maßgeblich. Daraus ergibt sich der besondere Reiz von Wasserlines.
    HINWEIS: Beim Waterlinen muss immer auf ausreichende Tiefe des Gewässers und mögliche Hindernisse unter Wasser geachtet werden!

Highlinen

Herausforderung in der Höhe
In schwindelnden Höhen - Highline Fiamma

HIGHLINEN ist die Extremform des Sports. Dabei wird das Band nicht in Absprunghöhe befestigt, sondern in schwindelnden Höhen über Schluchten zwischen Baumwipfeln oder Felsnadeln. Highlinen ist ein Spezialbereich, der nicht nur hinsichtlich des sicheren Sich-Bewegens auf der Slackline besonderes Können voraussetzt, sondern auch ausgezeichnetes Know-How bezüglich Material und Sicherungsmethoden erfordert. Traditionell wird mit der sogenannten Highline-Leash am Band gesichert (siehe auch KNOW-HOW/ GESCHICHTE) - dafür bindet man sich gewöhnlich mit einem Stück Kletterseil in einen Klettergurt ein. Am anderen Ende sind Stahlringe mit ausreichender Sicherheit befestigt, die in die Line gefädelt werden und so hinter dem Slackliner herlaufen. Nicht nur ein sicherer Aufbau mit Backup und ausreichender Redundanz, sondern auch Techniken des „Line-Catchens“ (des Fangens der Line, um nicht ungebremst in die Leash zu stürzen) und mentales Training sind fürs Highlinen unerlässlich. 

Die Schwierigkeit des Highlinens liegt neben Material und Sicherungstechniken, in der psychologischen Komponente. Wer sich am Boden problemlos auf der Slackline bewegt, kann nicht sofort auch in der Höhe sein Können abrufen. Eine Erklärung hierfür liefert auch die Orientierung im Raum. Nicht nur die Fixierung eines Punktes am Ende der Line erleichtert in der Regel deren Begehen, das periphere Sehen (d.h. die visuelle Wahrnehmung dessen, was außerhalb der Zone liegt, die wir scharf sehen) spielt für die Orientierung des Slackliners im Raum eine wichtige Rolle und wirkt sich direkt auf das Gleichgewichthalten aus. Auf der Highline gibt es gewöhnlich nur wenige visuelle Anhaltspunkte, der Slackliner ist umgeben von Luft, oft gibt es nicht einmal einen Punkt am anderen Ende, der fixiert werden kann. Highlinen ist somit eine besonders anspruchsvolle, schwierige und natürlich auch gefährliche Ausprägung des Slacklinens. 


Seiltanz

wiederkehrende Assoziation
Ähnlich, aber dennoch anders - Seilgehen

Auch wenn auf den ersten Blick die Assoziation zwischen Slacklinen und STARRSEILGEHEN (Tightrope-Walking) nahe liegt, so unterscheiden sich die beiden gleichgewichtsorientierten Disziplinen doch maßgeblich. Die grundlegend verschiedenen Laufmedien – dehnbares Kunstfaserband vs. starres Stahlseil – besitzen solch unterschiedliche Eigenschaften, dass daraus völlig andere Ausgleichsbewegungen resultieren. Dabei findet die Ausgleichsbewegung beim Starrseilgehen ausschließlich oberhalb der Unterstützungsfläche statt, als Hilfsmittel dient daher auch immer wieder die Balancierstange, welche den Körperschwerpunkt absenkt. Im Gegensatz dazu findet die Ausgleichsbewegung beim Slacklinen nicht nur oberhalb sondern auch auf der Ebene der Unterstützungsfläche (Fuß und Line, d.h. unterste mögliche Ebene) statt. Dies ist möglich, da die Slackline wegen ihres Durchhangs beweglich ist und somit unter dem Körperschwerpunkt hindurch schwingen kann. Diese Eigenschaft ermöglicht so den einzigartigen Balanceakt des Slacklinens. Die Dynamik des Slackline-Bandes lässt außerdem Bewegungen zu, die auf einem Starrseil nicht möglich wären. 

Der Slackline und hier besonders der Rodeoline ist die neben dem Starrseilgehen zweiten Variante des Seiltanzes das SCHLAPPSEILGEHEN sehr ähnlich. Dabei wird ein Seil lose zwischen zwei Punkten aufgehängt – es hat also wie die Slackline einen gewissen Durchhang. Allerdings ist natürlich auch hier das Laufmedium ein anderes. Ein Seil liegt nicht flach unter dem Fuß, sondern rollt durch seine zylindrische Form unter der Fußfläche, auch ist das Material in sich meist weniger dehnbar – daher setzt das Schlappseilgehen wiederum andere Techniken voraus.